In meinen Skulpturen geht es um physische Bewegung, körperliche Wahrnehmung und die Wechsel-
wirkung zwischen beiden, wie wir sie im täglichen Leben erleben. Uberall um uns herum wirken
verschiedene Kräfte und Bewegungen - Schwerkraft, Rotation, Wellen, Resonanz - unsichtbar, aber spürbar. Ich beobachte und dokumentiere deren Bahnen, erfasse den Moment der Veränderung und
übersetze ihn in Form. Die Arbeiten entstehen aus einer ästhetischen Entscheidung, die das Interesse an physikalischen Phänomenen und Sinneserfahrungen weckt.
Jede Skulptur beginnt auf einer einzigen Fläche und entwickelt sich zu einem einheitlichen Körp-er. Ein kleines Modell aus flachen Materialien wie Papier, Draht oder Klebeband wird geschnitten,
gewebt, gebogen, zerrissen, geklebt, gepresst und neu zusammengesetzt. So entstehen eine
räumliche Präsenz und taktile Bewegung, die über die ursprüngliche Flachheit hinausgeht. Während die Basis aus architektonischen Materialien wie Metallstangen, Drahtgittern, Holzleisten oder Netzen errichtet wird, besteht die endgültige Form aus flexiblen, verformbaren Materialien wie Gips, Stoff,
Filz oder Gummi - Materialien. die sich leicht von Hand bearbeiten lassen.
Trotz des Strebens nach einem Gleichgewicht der Kräfte lösen sich diese disziplinierten, standardisierten Strukturen nach und nach durch unregelmäßige Bewegungen und instabile Elemente auf. Am
Ende bleiben die dekonstruierte Form, die prägnante Bewegung und die inhärenten Eigenschaften des Materials erhalten. Der Moment der Veränderung wird eingefroren, die Bewegung sichtbar gemacht und in eine dynamische Präsenz überführt. Das Objekt gewinnt an räumlicher Stabilität,
während es gleichzeitig seine Bewegung beibehält.
-Chorong Moon